Diagnose Krebs - Ratgeber für Betroffene & Angehörige

Was Sie während und nach einer Chemotherapie selbst für sich tun können

Die Standardbehandlung bei Krebserkrankungen umfasst häufig Operationen, Chemotherapie und/oder Strahlentherapie.

Diese Methoden können sehr belastend sein, da sie nicht nur Krebszellen, sondern auch gesunde Zellen angreifen. Daher suchen viele Patienten nach ergänzenden Therapien. In diesem Text beleuchten wir wissenschaftliche Erkenntnisse zur Unterstützung einer Chemotherapie und bieten Ihnen eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, um aktiv zur Verbesserung Ihrer Gesundheit beizutragen.

 

Was ist eine Chemotherapie?

Chemotherapeutische Medikamente, sogenannte Zytostatika, sind Zellgifte natürlichen oder synthetischen Ursprungs, die das Wachstum und die Teilung von Zellen hemmen. Diese Medikamente zielen darauf ab, schnell wachsende Zellen wie Tumorzellen stärker zu schädigen als gesunde Zellen. Tumorzellen sind aufgrund ihrer hohen Teilungsrate und begrenzten Reparaturfähigkeit besonders empfindlich gegenüber Zytostatika.

Derzeit wird die Theorie verfolgt, dass eine begonnene Chemotherapie nicht unterbrochen werden sollte, um die widerstandsfähigsten Tumorzellen nicht zu selektieren. Moderne Behandlungsprotokolle setzen daher auf eine intensive und schnelle Verabreichung von Chemotherapeutika, oft in Kombination, um die Wirksamkeit zu erhöhen.

 

Auswirkungen der Chemotherapie auf den Körper

Die Nebenwirkungen einer Chemotherapie hängen von der Art der Therapie und der individuellen Verträglichkeit ab. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören:

  • Übelkeit und Erbrechen
  • Erschöpfung (Fatigue-Syndrom)
  • Haarausfall
  • Schleimhautentzündungen
  • Blutbildveränderungen

Die gefährlichsten Nebenwirkungen betreffen das Blutbild, da ein Mangel an weißen Blutzellen das Immunsystem schwächt und Infektionen begünstigt. Ein Abfall der Blutplättchen kann zu Blutungen führen, und ein Mangel an roten Blutkörperchen kann Atemnot und Müdigkeit verursachen.

Während viele Nebenwirkungen mit dem Absetzen der Chemotherapie verschwinden, können irreversible Schäden an Herzmuskel, Nerven und Fortpflanzungsorganen auftreten. Zudem können einige Zytostatika selbst krebsauslösend sein.

Eine häufige Folge der Chemotherapie ist das Fatigue-Syndrom, ein Zustand extremer Müdigkeit und reduzierter Energiereserven. Diese Symptome können unbehandelt zu langfristigen gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen.

 

Tipps zur Unterstützung während und nach der Chemotherapie

Hier sind einige bewährte Schritte, die Ihnen helfen können, Ihre Gesundheit zu verbessern, die Therapie zu unterstützen und Nebenwirkungen zu minimieren:

  1. Ernährung anpassen: Eine ausgewogene Ernährung mit viel frischem Obst und Gemüse, magerem Fleisch und Fisch, gesunden Ölen und wenig verarbeiteten Lebensmitteln kann helfen, den Körper zu stärken.
  2. Hydratation sicherstellen: Trinken Sie ausreichend Wasser, um Ihren Körper bei der Entgiftung zu unterstützen.
  3. Bewegung und Ruhe: Regelmäßige leichte Bewegung kann helfen, Müdigkeit zu reduzieren und die körperliche und geistige Gesundheit zu fördern. Achten Sie gleichzeitig auf ausreichende Ruhepausen.
  4. Ernährungsberatung in Anspruch nehmen: Eine individuelle Ernährungsberatung kann helfen, Ihre Ernährung optimal an die Bedürfnisse Ihres Körpers während der Therapie anzupassen.
  5. Nahrungsergänzungsmittel gezielt einsetzen: Konsultieren Sie Ihren Arzt, um herauszufinden, welche Vitamine und Mineralstoffe in Ihrer speziellen Situation sinnvoll sind.
  6. Immunsystem stärken: Maßnahmen wie eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und ausreichende Schlafzeiten können das Immunsystem unterstützen.
  7. Psychische Unterstützung suchen: Psychologische Unterstützung kann helfen, mit den emotionalen Herausforderungen einer Krebserkrankung umzugehen.
  8. Nebenwirkungen managen: Sprechen Sie mit Ihrem medizinischen Team über Möglichkeiten, Nebenwirkungen zu lindern. Es gibt Medikamente und Therapien, die Übelkeit, Schmerzen und andere Symptome reduzieren können.

Indem Sie diese Schritte befolgen, können Sie aktiv dazu beitragen, Ihre Gesundheit zu verbessern und die Belastungen einer Chemotherapie besser zu bewältigen. Suchen Sie dabei stets den Rat von Fachleuten, um sicherzustellen, dass alle Maßnahmen auf Ihre individuelle Situation abgestimmt sind.

Tipp 1: Mikronährstoffe

Die Bedeutung von Mikronährstoffen bei Krebspatienten

Für Tumorpatienten ist eine ausreichende Versorgung mit Mikronährstoffen (Vitamine, Mineralien, Spurenelemente, Omega-3-Fettsäuren, Coenzym Q10, sekundäre Pflanzenstoffe etc.) von entscheidender Bedeutung. Aufgrund der Krankheit und der Therapie ist der Bedarf an diesen Nährstoffen erhöht und kann selbst durch eine vollwertige Ernährung nicht immer gedeckt werden. Während der Chemotherapie ist es aufgrund von Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen besonders schwierig, sich ausgewogen zu ernähren. Zudem beeinträchtigen Schleimhautschäden durch die Chemotherapie die Aufnahme von Mikronährstoffen und führen zu zusätzlichen Verlusten.

Der Bedarf an Mikronährstoffen

Schon bei der Diagnosestellung weisen Krebspatienten häufig niedrige Konzentrationen wichtiger Mikronährstoffe wie Selen, Vitamin B12, Vitamin C, Vitamin D und Vitamin E im Blut auf. Diese Mikronährstoffe sind essenziell für zahlreiche Körperfunktionen und das Immunsystem. Eine optimale Versorgung mit Mikronährstoffen ist vergleichbar mit einem fein abgestimmten Orchester – jede Zelle benötigt täglich alle notwendigen Nährstoffe, um ihre komplexen Aufgaben zu erfüllen.

Schutz und Wiederherstellung der Zellkraftwerke

Die Energieproduktion in den Zellen ist nur dann gewährleistet, wenn alle erforderlichen Mikronährstoffe vorhanden sind. Daher ist es wichtig, die Energieherstellung in den Zellkraftwerken (Mitochondrien) zu schützen oder wiederherzustellen. Mit ausreichender Energie fällt es Ihnen leichter, die nächsten Schritte zur Verbesserung Ihrer Gesundheit zu gehen und die Ausbreitung des Tumors zu verhindern.

Natürliche Mikronährstoffkombinationen

Natürliche Kombinationen von Mikronährstoffen haben sich als wirksamer erwiesen als einzelne Nährstoffe. Studien zeigen, dass Vitamine aus Obst oder Gemüse zusammen mit sekundären Pflanzenstoffen die gesunden Zellen weit stärker schützen als isolierte Vitamine. Mangelernährung ist bei Krebspatienten ein großes Problem, da sie den Therapieerfolg und den Heilungsprozess erheblich beeinträchtigen kann. Mangelernährung wird durch den hohen Verbrauch des Tumors und die Nebenwirkungen der Chemotherapie begünstigt.

Vorteile einer umfassenden Mikronährstoffergänzung

Der Ausgleich von Mikronährstoffmängeln durch eine umfassende, möglichst natürliche Mikronährstoffkombination kann zu weniger Nebenwirkungen der Chemotherapie, einer höheren Überlebensrate und einem besseren Ansprechen auf die Therapie führen. Zytostatika können den Mikronährstoffhaushalt beeinflussen, etwa durch vermehrte Ausscheidung von Magnesium, Kalium und L-Carnitin, was zu entsprechenden Mangelzuständen führen kann.

Antioxidantien und sekundäre Pflanzenstoffe

Zusätzliche Antioxidantien wie Vitamin C, Vitamin E, natürliche Carotinoide und Flavonoide sowie Selen agieren als Radikalfänger, schützen gesunde Zellen und haben positive Wirkungen auf das Immunsystem. Sie fördern den programmierten Zelltod der Krebszellen (Apoptose) und regulieren das Zellwachstum gesund. Sekundäre Pflanzenstoffe, die in natürlichen Mikronährstoffkomplexen vorkommen, schützen die Mitochondrien und können deren Neubildung anregen. Diese Stoffe verstärken auch die Wirksamkeit der Chemotherapie, indem sie resistente Krebszellen empfindlicher machen.

Indem Sie eine umfassende Mikronährstoffergänzung in Ihre Routine aufnehmen, können Sie die Energieproduktion in Ihren Zellen unterstützen, die Nebenwirkungen der Chemotherapie mindern und Ihren allgemeinen Gesundheitszustand verbessern.

Tipp 2: Ernährung

Gesunde Ernährung während und nach der Chemotherapie

Während Nahrungsergänzungsmittel ein guter Anfang sind, ist eine gesunde Ernährung mindestens ebenso wichtig für Ihre Gesundheit während und nach der Chemotherapie. Eine ausgewogene Ernährung unterstützt den Schutz der gesunden Zellen, die Energieproduktion und die Entgiftung des Körpers. Hier sind einige wichtige Tipps, um Ihre Ernährung zu optimieren:

Ausreichend Wasser trinken

Trinken Sie mindestens 2 Liter stilles Wasser täglich, um die Entgiftung des Körpers zu unterstützen und die Nebenwirkungen der Chemotherapie zu mildern. An Tagen unmittelbar nach der Behandlung kann es sinnvoll sein, vorübergehend nur zu trinken und auf feste Nahrung zu verzichten.

Kohlenhydrate reduzieren

Reduzieren Sie den Konsum von Kohlenhydraten wie weißem Brot, Nudeln und Reis. Diese Lebensmittel können Entzündungen fördern und zu Übergewicht und Depressionen beitragen. Ersetzen Sie sie durch mehr Gemüse und Obst, die reich an Ballaststoffen sind und das Darm- sowie Immunsystem unterstützen.

Leichte Kost an Chemotherapie-Tagen

An den Tagen der Chemotherapie und ein bis zwei Tage danach sollten Sie leichte Kost bevorzugen. Vermeiden Sie schwer verdauliche Lebensmittel wie blähendes Gemüse, fettige Speisen, frisches Brot, scharfe Gewürze, saures Obst und Rohkost. Kleine Imbisse wie Zwieback, ungezuckerte Kekse, Obst- oder Getreidebrei und Gemüsebrühe sind besser verträglich.

Mehr Fisch und pflanzliche Öle

Essen Sie mindestens zweimal pro Woche Fisch und verwenden Sie pflanzliche Öle in der kalten Küche. Ungesättigte Fettsäuren in diesen Lebensmitteln schützen die Zellkraftwerke und helfen, Entzündungen zu bekämpfen.

Kräuter und Gewürze

Würzen Sie Ihre Speisen reichlich mit frischen oder getrockneten Kräutern und Gewürzen. Diese enthalten wichtige Spurenelemente, die das Immunsystem stärken und die Entgiftung unterstützen. Besonders empfehlenswert ist die Verwendung von mildem Curry, das viele Anti-Krebs-Bestandteile enthält.

Zusammenfassung der Ernährungstipps

  1. Ausreichend stilles Wasser trinken: Mindestens 2 Liter täglich.
  2. Kohlenhydrate reduzieren: Weniger weißes Brot, Nudeln und Reis; mehr Gemüse und Obst.
  3. Leichte Kost an Chemotherapie-Tagen: Kleine, leicht verdauliche Mahlzeiten.
  4. Fisch und pflanzliche Öle: Mindestens zweimal pro Woche Fisch und häufig pflanzliche Öle verwenden.
  5. Kräuter und Gewürze: Reichlich frische oder getrocknete Kräuter und milder Curry.

Durch die Umsetzung dieser Ernährungstipps können Sie Ihre Gesundheit unterstützen, die Belastungen der Chemotherapie besser bewältigen und langfristig Ihre Lebensqualität verbessern.

Tipp 3: Bewegung

Nun ist es an der Zeit, sich auch um den körperlichen und psychischen Ausgleich zu kümmern. Ein moderates Bewegungsprogramm ist hierbei eine der effektivsten Methoden. Regelmäßige körperliche Aktivität an der frischen Luft ist besonders wichtig. Patienten während der Chemotherapie sind oft erschöpft und körperlich inaktiv, aber Bewegung hilft, das Immunsystem zu stabilisieren, Schmerzen zu reduzieren und die Zellen besser mit Sauerstoff zu versorgen.

Vorteile körperlicher Aktivität

  • Stabilisierung des Immunsystems: Bewegung stärkt das Immunsystem und hilft, Infektionen vorzubeugen.
  • Schmerzlinderung: Regelmäßige Bewegung kann Schmerzen reduzieren.
  • Verbesserung der Sauerstoffversorgung: Körperliche Aktivität sorgt für eine bessere Sauerstoffversorgung der Zellen.
  • Reduzierung von Erschöpfungszuständen: Angepasstes Bewegungstraining kann das Fatigue-Syndrom, unter dem viele Patienten nach der Therapie leiden, lindern.
  • Positive psychische Auswirkungen: Zahlreiche Studien belegen den positiven Einfluss von Bewegung auf die psychische Verfassung von Krebspatienten. Ein besseres psychisches Wohlbefinden stärkt auch das Immunsystem und die Aktivität der Zellkraftwerke.

Empfehlungen für ein Bewegungsprogramm

  • Spazierengehen: Tägliches Spazierengehen an der frischen Luft.
  • Leichtes Joggen oder Walken: 2-3-mal pro Woche langsames Joggen oder Walken.
  • Radfahren: Regelmäßiges Radfahren als moderate Belastung.
  • Langsame Belastungssteigerung: Vermeiden Sie körperliche Erschöpfung durch langsame Steigerung der Belastung.

Individuelle Anpassung und ärztliche Rücksprache

Generelle Empfehlungen sind für Krebspatienten schwierig, da die individuellen Ausgangsbedingungen und Bedürfnisse stark variieren. Patienten sollten stets Rücksprache mit ihrem Arzt halten, um ein geeignetes Sportprogramm zu finden. Es ist wichtig, sich nicht zu überfordern und keine Programme für gesunde Menschen als Maßstab zu nehmen.

Sport auf Rezept

In der Krebsnachsorge ist Sport auch „auf Rezept“ möglich. Gesetzliche Krankenkassen arbeiten mit geprüften Reha-Einrichtungen und Sportvereinen zusammen, um entsprechende Angebote bereitzustellen.

Tipp 4: Psyche

Die Macht der Psyche spielt eine entscheidende Rolle im Verlauf einer Krebserkrankung. Gedanken und Gefühle sind für Außenstehende oft nicht sichtbar, beeinflussen aber maßgeblich das Wohlbefinden und den Krankheitsverlauf. Die Psychoonkologie erforscht diese seelischen Auswirkungen und entwickelt Unterstützungsstrategien.

Visualisierung und vegetativer Ausgleich

Ein Beispiel für eine solche Strategie ist das „Bochumer Gesundheitstraining“, eine Weiterentwicklung der Visualisierungsmethode nach Simonton, die 1982 an der Ruhr-Universität Bochum entwickelt wurde. Diese Methode nutzt die Zusammenhänge zwischen Körper, Seele und Immunologie, um die medizinische Therapie zu unterstützen.

Weitere Informationen und eine Übersicht über eine medizinische Studie, die Erfolge beim psychischen Befinden und der Lebensqualität erbrachte, finden Sie unter www.bochumergesundheitstraining.de.

Indem Sie diese Schritte in Ihre Routine integrieren, können Sie Ihre Gesundheit und Ihr Wohlbefinden während und nach der Chemotherapie nachhaltig verbessern.

Mikronährstoffe und Chemotherapie – Wichtige Informationen

Viele Onkologen raten ihren Patienten weiterhin davon ab, Vitamine und andere Mikronährstoffe während der Chemotherapie einzunehmen. Diese Warnungen basieren jedoch oft auf veralteten Vorstellungen über die Wirkungsweise der Chemotherapie. Früher nahm man an, dass Chemotherapie hauptsächlich durch die vermehrte Produktion von aggressiven freien Radikalen wirkt. Da Mikronährstoffe bekanntlich freie Radikale bekämpfen, schien die gleichzeitige Einnahme wenig sinnvoll.

Heutzutage wissen wir jedoch, dass beide Annahmen nicht zutreffen:

  1. Die primären Mechanismen, durch die Zytostatika Tumorzellen bekämpfen, stehen in keinem Zusammenhang mit der Bildung freier Radikale.
  2. Zahlreiche groß angelegte Studien liefern deutliche Hinweise darauf, dass die Einnahme zusätzlicher Mikronährstoffe während der Chemotherapie den Patienten erhebliche Vorteile bringt, ohne die Wirksamkeit der Chemotherapie zu mindern.

Krebstherapie: Ernährungsmedizin in der onkologischen Praxis

Die adäquate nutritive Versorgung von onkologischen Patienten stellt eine grundlegende unterstützende Maßnahme im Rahmen des ganzheitlichen Therapiekonzepts dar. Dennoch wird ihr nicht flächendeckend Beachtung geschenkt.

Während die multiprofessionelle Betreuung von Krebspatienten durch den Zusammenschluss von Behandlern in onkologischen Zentren und die Zertifizierung eine Selbstverständlichkeit geworden ist, bleibt der Patient beim Thema Ernährung weiterhin meist sich selbst überlassen. Dabei führt eine bedarfsgerechte Ernährungsberatung und -versorgung von Krebspatienten erwiesenermaßen zu einer höheren Lebensqualität und Lebenserwartung. Obwohl dieser Zusammenhang bekannt ist, versterben 20–30 Prozent aller onkologischen Patienten an den Folgen einer Mangelernährungund nicht aufgrund ihrer Krebserkrankung.

So können beispielsweise neben wichtigen Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen auch wissenschaftlich gut dokumentierte Pflanzenstoffe, Aminosäuren sowie Enzym - Bausteine einen wichtigen Beitrag im Rahmen der täglichen Basisversorgung und einer ernährungsbasierten komplementär ausgerichteten Therapiebegleitung darstellen.

Empfehlung der Arbeitsgemeinschaft Prävention und Integrative Onkologie (PRIO):

Die individualisierte Ernährungstherapie

Eine keimarme und einseitige Ernährungsform wird inzwischen in der Behandlung von Krebspatient*innen aus Sicht der Wissenschaft mit erheblichen Risiken gesehen und sollte nicht länger praktiziert werden.

Diese dringende Empfehlung der Arbeitsgemeinschaft Prävention und Integrative Onkologie (PRIO) in der Deutschen Krebsgesellschaft, des Arbeitskreises Ernährung in der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie, der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin, des Verbandes der Diätassistenten – Deutscher Bundesverband e.V. (VDD) und des BerufsVerbandes Oecotrophologie e.V. weist auf eine wesentliche Fehlversorgung bei Patient*innen mit Krebs hin. Stattdessen fordern die Organisationen eine individualisierte Ernährungstherapie, um Mangelernährung zu verhindern.

Viele Menschen mit Krebs und deren Angehörige sind sich durchaus der Bedeutung der Ernährung bewusst. Mit ihren Fragen und Bedürfnissen werden sie jedoch oftmals alleingelassen, denn ein breites und flächendeckendes Angebot wissenschaftlich fundierter Ernährungsinformation, an Ernährungsschulungen und individuellen Ernährungsberatungen sowie gezielten Ernährungstherapien für Menschen mit Krebs und deren Angehörigen ist in Deutschland kaum vorhanden.

In der Konsequenz greifen Betroffene auf Internetquellen oder Beratungsangebote mit fraglicher Seriosität zurück und das therapeutische Potenzial der gezielten nutritiven Intervention bleibt dabei dann häufig ungenutzt.

Ernährung bei Krebserkrankungen

Die richtige Ernährung und eine individuelle bedarfsgerechte Abdeckung mit Mikronährstoffen kann während einer Krebserkrankung von großer Bedeutung sein. Welche Lebensmittel sollten während einer Chemotherapie gemieden werden? Welche Vitamine und Mineralstoffe sind wann und in welcher Menge ratsam, um die Lebensqualität zu verbessern und den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen? Im Folgenden geben wir Erkrankten und ihren Angehörigen erste Antworten zum Thema Ernährung bei Krebs, um einen qualifizierten und einfachen Einstieg in diesen komplexen Bereich zu ermöglichen.

Einfluss der Ernährung auf den Krankheitsverlauf

Gewichtsverlust ist eine häufige Begleiterscheinung vor oder während einer Krebserkrankung. Krebs kann den Stoffwechsel beeinflussen und Stoffe produzieren, die zusätzlichen Energieverbrauch verursachen. Dieser erhöhte Energiebedarf muss durch ausreichende Kalorien und Nährstoffe kompensiert werden. Ein weiterer Aspekt ist der Verlust von Muskelmasse, der zu Müdigkeit und Schwäche führen kann und somit die Lebensqualität der Betroffenen deutlich einschränkt. Ein guter Ernährungszustand ist daher essenziell, um die nötigen Therapiemaßnahmen erfolgreich durchführen zu können.

Während der Therapie können Begleiteffekte wie Verstopfung, Durchfall, Übelkeit und Appetitlosigkeit den Ernährungsstatus zusätzlich verschlechtern. Eine begleitende Ernährungsberatung kann helfen, diese Symptome zu lindern und den Therapieverlauf zu stabilisieren.

Ernährung und Verträglichkeit während der Therapie

Während der Therapie kann es sein, dass bestimmte Nahrungsmittel schlechter vertragen werden. Selbst eine gesunde Ernährung mit Milchprodukten, Rohkost und Ballaststoffen kann zu Problemen führen. Eine individuelle Betreuung, etwa durch qualifizierte Apotheker kann hierbei hilfreich sein, um die Ernährung optimal anzupassen.

Wechselwirkungen zwischen Ernährung und Therapie

Es können Wechselwirkungen zwischen Medikamenten, Nahrungsergänzungsmitteln und der Nahrung selbst auftreten, besonders bei oralen Zytostatika. Diese Wechselwirkungen können zu gesteigerten Nebenwirkungen oder einem Therapieversagen führen. Krebspatienten sollten daher auf eine ausgewogene Ernährung mit wenig verarbeiteten Lebensmitteln, viel frischem Obst und Gemüse, sekundären Pflanzenstoffen sowie ausreichend Vitaminen und Eiweiß achten. Vitamine und Spurenelemente sollten nur in der empfohlenen Tagesdosis und auf ärztliche Verordnung eingenommen werden.

Ernährungsempfehlungen bei speziellen Nebenwirkungen

Betroffene sollten vorrangig das essen, was ihnen gut tut und im Alltag umsetzbar ist. Bei verletzten Schleimhäuten sind säurehaltige, heiße oder scharfe Lebensmittel zu vermeiden. Bei Durchfall ist Schonkost ratsam. Der Verzehr von Grapefruits sollte vermieden werden, da diese die Wirkung der Therapie erheblich stören können.

Antikarzinogene Lebensmittel und Maßnahmen

  • Abwechslungsreicher Speiseplan: Obst, Gemüse, Milchprodukte, Eier, mageres Fleisch und Fisch.
  • Sekundäre Pflanzenstoffe: Polyphenole.
  • Gesunde Öle: Rapsöl, Leinöl, Walnussöl (Omega-3 Fettsäuren).
  • Mediterrane Ernährung
  • Vitamin D: Status beim Arzt prüfen und gegebenenfalls ausgleichen.
  • Selen
  • Bewegung: Aktiv bleiben.
  • Übergewicht vermeiden
  • Alkohol und Nikotin vermeiden
  • Rotes Fleisch und gepökelte Nahrungsmittel: In Maßen.

Nahrungsergänzungsmittel und Mikronährstoffe

Die Versprechungen vieler Nahrungsergänzungsmittel sollten kritisch geprüft werden, da sie die Wirkung von Zytostatika beeinflussen können. Es ist wichtig, zu beurteilen, welche Nahrungsergänzungen während der Therapie erlaubt sind und welche Substanzen in der Nachsorge helfen können. Apotheker können hierbei in Absprache mit dem behandelnden Onkologen beratend zur Seite stehen.

Komplementäre Maßnahmen und ihre Rolle

Die Ergänzung der schulmedizinischen Krebstherapie durch komplementäre Maßnahmen sollte individuell bewertet werden. Johanniskraut, Haut/Haar- und Nagelvitamine oder grüner Tee können unter bestimmten Therapien zu Wechselwirkungen und erhöhten Toxizitäten führen. Hoch dosierte Antioxidantien (Vitamin C, E oder Beta-Carotin) können den Therapieverlauf stören. Bestimmte Chemotherapien können zu Mangelzuständen führen, die ärztlich diagnostiziert und entsprechend behandelt werden müssen.

Nachsorge und Darmsanierung

Nach Abschluss der Behandlung beschäftigen sich viele Betroffene mit der Nachsorge. Eine Darmsanierung kann therapiebedingte Entzündungen der Darmschleimhaut regenerieren und das Immunsystem stärken. Auch hier ist eine individuelle Begleitung wichtig, da Probiotika sorgfältig abgestimmt werden müssen.

Vorsicht vor gefährlichen Ernährungstrends

Krebsdiäten, die beispielsweise auf den kompletten Verzicht von Glucose setzen oder nur Gemüsesaft oder Aprikosenkerne propagieren, sind wissenschaftlich nicht belegt und können gefährlich sein. Sie bergen das Risiko von weiterem Gewichtsverlust, Dehydrierung und Intoxikation, was die Lebensqualität und die Teilnahme an therapeutischen Maßnahmen stark einschränken kann.

Stellungnahme zur ketogenen und kohlenhydratarmen Diät

Die Arbeitsgemeinschaft PRiO der Deutschen Krebsgesellschaft hat festgestellt, dass es derzeit keine wissenschaftlichen Untersuchungen gibt, die belegen, dass ketogene oder kohlenhydratarme Diäten das Tumorwachstum beim Menschen verhindern oder zurückdrängen, die Wirksamkeit einer Chemo- oder Strahlentherapie verbessern oder die Verträglichkeit einer Chemotherapie erhöhen.

Seriöse Beratungsstellen für Ernährung bei Krebs

  • Ärztliches Fachpersonal, insbesondere Onkologen
  • Apotheker mit Zusatzqualifikationen in Ernährung und Onkologie
  • Ernährungsfachkräfte
  • Akkreditierte Krebsberatungsstellen
  • Seriöse Internetportale

Weiterführende Informationsquellen

Buchempfehlungen:

  • Diagnose Krebs ... was mir jetzt hilft: Komplementäre Therapien sinnvoll nutzen von Dr. med. Jutta Hübner
  • Krebszellen mögen keine Himbeeren. Nahrungsmittel gegen Krebs von Prof. Dr. med. Richard Béliveau und Dr. med. Denis Gingras

 

Wir hoffen, Ihnen mit diesem Beitrag einen wertvollen Einstieg in die Ernährung bei Krebs gegeben zu haben. Nutzen Sie die genannten Links und Bücher, um sich weiter zu informieren. Wenden Sie sich bei Fragen zu Maßnahmen und Änderungen in der Ernährung immer an ärztliches Fachpersonal.

 

Bitte beachten Sie, dass die hier im RATGEBER - Bereich  enthaltenen Informationen keinesfalls eine ernährungsmedizinische Beratung durch einen Arzt oder Heilpraktiker ersetzen können. Es handelt sich vielmehr um mit großer Sorgfalt zusammengestellte Informationen ganz allgemeiner Art zu den Themengebieten:  Ernährung, Bewegung, Literatur und Entspannung.