Mangelernährung und Tumorkachexie: Was passiert bei Krebspatienten und wie kann man helfen?

Bei einer Krebserkrankung kann es neben dem Tumor selbst auch zu einer anderen, oft sehr belastenden Folge kommen: Mangelernährung und der Abbau von Fett- und Muskelmasse, was als Tumorkachexie bezeichnet wird. Diese beiden Zustände können das Leben von Betroffenen und ihren Angehörigen stark beeinträchtigen. Es ist besonders schwer, wenn Krebspatient*innen essen möchten, aber nicht können, und ihre Angehörigen sich hilflos fühlen, weil sie nicht wissen, wie sie helfen können. Es ist wichtig, sich in solchen Situationen professionelle Unterstützung zu suchen.

Was ist Tumorkachexie?

Etwa die Hälfte aller Menschen, die an Krebs erkrankt sind, entwickelt im Laufe der Zeit eine Tumorkachexie. Dies bedeutet, dass sie ungewollt an Gewicht verlieren, vor allem Fett- und Muskelmasse. Besonders häufig passiert das bei bestimmten Krebsarten, zum Beispiel im Kopf-Hals-Bereich oder im Magen-Darm-Trakt. Der ungewollte Gewichtsverlust kann in jedem Stadium der Erkrankung auftreten und beginnt oft schon, bevor die Krebsdiagnose gestellt wird.

 

Warum kommt es zu Mangelernährung und Tumorkachexie?

Verschiedene Faktoren tragen zur Tumorkachexie bei. Krebszellen verursachen Entzündungen im Körper und beeinflussen den Stoffwechsel. Dadurch verlieren die Betroffenen an Gewicht, ohne dass sie Hunger verspüren. Das liegt daran, dass bestimmte Botenstoffe im Körper den Abbau von Muskeln fördern und gleichzeitig den Appetit verringern. Zudem haben viele Krebspatient*innen Probleme beim Essen. Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit oder Schluckbeschwerden sind nur einige der Gründe, warum das Essen schwerfällt.

 

Wann spricht man von einer Kachexie?

Eine Kachexie wird diagnostiziert, wenn jemand in den letzten sechs Monaten ungewollt mehr als fünf Prozent seines Körpergewichts verloren hat. Weitere Anzeichen sind ein niedriger Body Mass Index (BMI) oder ein sichtbarer Abbau der Muskulatur.

 

Welche Folgen hat die Mangelernährung?

Mangelernährung kann ernste gesundheitliche Probleme verursachen. Sie schwächt das Immunsystem, sodass Betroffene anfälliger für Infektionen sind, und führt zu einem Verlust an Muskelmasse, was die körperliche Leistungsfähigkeit einschränkt. Außerdem kann Mangelernährung die Lebenserwartung von Krebspatient*innen verkürzen und die Prognose der Erkrankung verschlechtern.

 

Was kann man gegen Tumorkachexie tun?

Die Behandlung der Tumorkachexie sollte so früh wie möglich beginnen und mehrere Ansätze kombinieren. Medikamente, die den Appetit anregen, können helfen, genauso wie eine gezielte Ernährungsberatung und körperliches Training. Ein individuell angepasster Ernährungsplan kann dazu beitragen, dass die Betroffenen die benötigten Nährstoffe zu sich nehmen, selbst wenn das Essen schwerfällt.

 

Welche Bedeutung haben Mikronährstoffe bei Krebspatienten ?

Für Tumorpatienten ist eine ausreichende Versorgung mit Mikronährstoffen (Vitamine, Mineralien, Spurenelemente, Omega-3-Fettsäuren, Coenzym Q10, sekundäre Pflanzenstoffe etc.) von entscheidender Bedeutung. Aufgrund der Krankheit und der Therapie ist der Bedarf an diesen Nährstoffen erhöht und kann selbst durch eine vollwertige Ernährung nicht immer gedeckt werden. Während der Chemotherapie ist es aufgrund von Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen besonders schwierig, sich ausgewogen zu ernähren. Zudem beeinträchtigen Schleimhautschäden durch die Chemotherapie die Aufnahme von Mikronährstoffen und führen zu zusätzlichen Verlusten.

Ernährungsmedizin in der onkologischen Praxis

Die adäquate nutritive Versorgung von onkologischen Patienten stellt inzwischen eine grundlegende unterstützende Maßnahme im Rahmen des ganzheitlichen Therapiekonzepts dar. So führt eine ausgewogene und bedarfsgerechte Ernährung  erwiesenermaßen zu einer höheren Lebensqualität und Lebenserwartung. Obwohl dieser Zusammenhang bekannt ist, versterben 20–30 Prozent aller onkologischen Patienten an den Folgen einer Mangelernährung und nicht aufgrund ihrer  eigentlichen Krebserkrankung.

 

Empfehlung der Arbeitsgemeinschaft Prävention und Integrative Onkologie (PRIO): Die individualisierte Ernährungstherapie

Die richtige Ernährung und eine individuelle bedarfsgerechte Abdeckung mit Mikronährstoffen kann während einer Krebserkrankung von großer Bedeutung sein. Gewichtsverlust ist eine häufige Begleiterscheinung vor oder während einer Krebserkrankung. Krebs kann den Stoffwechsel beeinflussen und Stoffe produzieren, die zusätzlichen Energieverbrauch verursachen. Dieser erhöhte Energiebedarf muss durch ausreichende Kalorien und Nährstoffe kompensiert werden. Ein weiterer Aspekt ist der Verlust von Muskelmasse, der zu Müdigkeit und Schwäche führen kann und somit die Lebensqualität der Betroffenen deutlich einschränkt. Ein guter Ernährungszustand ist daher essenziell, um die nötigen Therapiemaßnahmen erfolgreich durchführen zu könne